Pferde sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen. In der Natur ist dies ein Überlebensmechanismus, doch in der Mensch-Tier-Beziehung kann es dazu führen, dass Schmerzen oft zu spät erkannt werden. Genau hier setzt das “Ridden Horse Pain Ethogram” (RHPE) an, das von Dr. Sue Dyson entwickelt wurde. Es handelt sich um ein wissenschaftlich fundiertes Instrument, um Schmerzen bei gerittenen Pferden zu erkennen – und das auf eine zuverlässige Art und Weise.
Was ist das Ridden Horse Pain Ethogram?
Das RHPE ist eine Liste von 24 spezifischen Verhaltensweisen, die bei gerittenen Pferden beobachtet werden können. Diese Verhaltensweisen wurden in jahrelanger Forschung identifiziert und zeigen, wie Pferde Schmerzen ausdrücken.
Wichtig ist: Erst wenn mehrere dieser Anzeichen gehäuft und in Kombination auftreten, ist dies ein Hinweis auf Schmerzen. Zeigt dein Pferd jedoch 8 oder mehr dieser Verhaltensweisen, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es unter Schmerzen leidet.
Warum ist das Ethogram so wichtig?
Traditionell verlassen sich viele Reiterinnen auf offensichtliche Anzeichen wie Lahmheit, um Schmerzen zu erkennen. Doch viele Probleme äußern sich subtiler und können bei ungeschultem Blick übersehen werden. Das RHPE bietet einen systematischen Ansatz, um solche subtilen Signale wahrzunehmen und rechtzeitig zu handeln.
Die 24 Verhaltensweisen des RHPE
- Nach hinten gerichtete Ohren für mehr als 5 Sekunden.
- Ganz oder halb geschlossene Augen für mindestens 2-5 Sekunden.
- Das weisse des Auges (Sklera) ist wiederholt sichtbar
- Starrer oder glasiger Blick
- Unregelmäßiges Kauverhalten am Gebiss oder geöffnetes Maul
- Zunge hängt aus dem Maul oder “züngeln”
- Gebiss durchgezogen auf eine Seite des Mauls
- Häufiges Heben und Senken des Kopfes (unabhängig von der Bewegung).
- Wiederholtes Verwerfen im Genick
- Kopf wiederholt für mehr als 10 Sekunden vor der Senkrechten
- Kopf wiederholt für mehrere Sekunden hinter der Senkrechten
- Häufiges Kopfschlagen
- Schweif wird zu einer Seite oder starr gehalten
- Schweifschlagen, wiederholt, grosse Bewegungen
- Hastiger Gang, unregelmässiger Trab/Galopp mit wiederholten Geschwindigkeitswechseln
- Verlangsamter Gang, oft passageartiger Trab
- Laufen über 3 Spuren, HH folgt nicht der Spur der VH
- Galoppprobleme, häufiges umspringen/Kreuzgalopp
- Spontane Tempowechsel/Gangwechsel
- Stolpern VH oder HH, Zehenschleifen auf beiden Hinterbeinen
- Spontane Richtungswechsel und Scheuen
- Weigert sich vorwärts zu gehen, hält spontan an
- Steigen
- Bocken
Was tun, wenn dein Pferd Schmerzen zeigt?
Falls du bemerkst, dass dein Pferd 8 oder mehr dieser Verhaltensweisen zeigt, ist es wichtig, unverzüglich zu handeln. Sprich mit deiner Tierärztin oder deiner Therapeutin, um die Ursache der Schmerzen abzuklären. Es können sowohl orthopädische Probleme, Zahnprobleme oder andere gesundheitliche Zustände zugrunde liegen.
Gratis-Checkliste zum Download
Falls du einmal eine Reiteinheit bewerten möchtest lade dir gerne die Checkliste herunter. Mit ihr kannst du systematisch die Verhaltensweisen deines Pferdes dokumentieren und einfacher mit Fachleuten besprechen. Checkliste zum Download
Das Ridden Horse Pain Ethogram ist ein unschätzbares Werkzeug für jede Pferdebesitzerin. Indem du die Verhaltensweisen deines Pferdes aufmerksam beobachtest, kannst du dazu beitragen, Schmerzen frühzeitig zu erkennen und das Wohlbefinden deines Pferdes nachhaltig zu sichern.
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